Unsere ersten gemeinsamen Ferien

Im August war ich mit meinem Schatz 5 Tage in Hamburg. Wir hatten eine wunderbare Zeit und haben einige Attraktionen besucht. Auch für blinde Besucher hat Hamburg einiges zu bieten. Gerade die Museumsschiffe oder die Hafenrundfahrten sind aufgrund der sprachgewandten Schiffssprecher sehr informativ. Die Menschen sind immer zu einem Spass aufgelegt und sehr offen.
Was für mich etwas befremdend wirkte, sind die Fahrradwege auf den Bürgersteigen. Fahrradwege sind durch einen anderen Belag abgegrenzt, der aber mit dem Stock kaum erfassbar ist. Auch herauszufinden, wo man überqueren kann ist nicht immer so ganz einfach. Natürlich hat Hamburg akustische Ampeln, aber diese sind nicht überall und die Bürgersteige sind überall auf selber Höhe, so dass man nicht weiss, dass man hier überqueren kann auch wenn die Ampelanlage nicht akustisch ausgerüstet ist. Für mich war es natürlich auch spannend mit einem Betroffenen zu sprechen, der selbst in Hamburg wohnt. Aus YouTube kannte ich Mr. Blindlife. Wir entschieden uns ihn anzuschreiben und um ein Treffen zu fragen. Wir haben vieles erfahren, wie das Treffen sonst so war, seht ihr im verlinkten Video: Auch kulinarisch hat Hamburg einiges zu bieten. Mir haben es besonders die Fischbrötchen angetan. Ob mit Hering oder Nordseekrabben, sie schmeckten einfach wunderbar! Damit die Zeit großartig wird, ist aber einige Vorarbeit nötig und genau hier ist Vorsicht geboten.
Natürlich kann ich als blinde Person meine Wünsche einbringen und versuchen Informationen über die Sehenswürdigkeiten im Internet zu suchen. Spätestens bei der Hotelauswahl und beim Planen der Wege ist aber sehende Hilfe nötig. Sehende Personen können sich viel schneller auf einer Karte orientieren und können so z.B. die Lage eines Hotels besser abschätzen, ob es in der Nähe der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten liegt. Ich als blinde Person habe natürlich ein Interesse möglichst günstig zu reisen und bevorzuge deshalb Internetbuchungen. Ich verpflichte aber genau hiermit meine sehende Freundin eine Aufgabe zu übernehmen, die ihr gar nicht liegt.
Das eine sehende Freundin theoretisch in der Lage ist die Reise zu planen, heisst nicht, dass sie es auch gerne macht. Diese Tatsache sollte man als blinder Partner respektieren. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass sehende Partnerinnen sämtliche Sachen übernehmen, die der Blinde nicht kann. Auch in der fremden Stadt übernimmt die sehende Person aufgrund von Geschwindigkeit gerne die Führung, dies ist für mich zwar praktisch, ist aber für die sehende Person manchmal ermüdend, auch dieser Umstand sollte berücksichtigt werden. Manchmal sollten auch sehende Personen etwas mehr Zeit und Geduld haben, um sich dafür vom Blinden führen zu lassen, es könnte ihre Aufmerksamkeit vielleicht etwas entspannen.
Auch der Flug kann in Kombination zwischen Sehenden und Blinden besondere Formen annehmen. Als blinder Passagier buche ich immer Assistenz am Flughafen. Die Assistenzperson hat die Aufgabe mir bei der Sicherheitskontrolle zu helfen und mich bis zum Flugzeug zu begleiten. Mir wurde gesagt, auch bei Flügen wo ich begleitet bin, stehe mir die Assistenz zu und es sei auch empfehlenswert. Interessanterweise kam die Assistenz mit zwei Rollstühlen an. Sie musste also nebst meiner Führung zwei leere Rollstühle mitnehmen, um diese bei einem bestimmten Punkt wieder stehen zu lassen. Besonders beim Rückflug in Hamburg wurde die Begleitung vor dem Betreten des Flugzeuges beendet, was normalerweise nicht der Fall sein sollte.
Trotz allem hatten wir eine gute Zeit.
Um die Belastung etwas mehr ins Gleichgewicht zu bringen, versuchen wir nächstes Mal ein paar Sachen zu ändern. Vielleicht werden wir zum Vergleich mal ein Reisebüro aufsuchen.
Wie sind eure Erfahrungen beim Reisen? Ich freue mich wie immer auf Kommentare.

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